Die Chronik der Ansiedlung in Hannover

29.) 12. Januar 2011

Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg weist die Anträge gegen den Bebauungsplan 1708 ab.

HAZ-Mittwochsausgabe: Spannung vor Urteil zum Tierimpfstoffzentrum in Hannover

HAZ-Donnerstagsausgabe: Gericht weist Klage der Boehringer Gegner aus Hannover ab

HAZ in den Folgetagen: "Boehringer-Gegner schöpfen neue Hoffnung"

28.) 19. Februar 2010

Erste Klagen gegen den Bebauungsplan 1708. Zwei weitere Klagen sind in Vorbereitung. Sie werden sich gegen die Anlagen- und Betriebsgenehmigung für die Schweine-Versuchsanlage richten.

Näheres im HAZ-Artikel: "http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Streit-um-Boehringer-vor-Gericht".

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27.) 23. Dezember 2009

Die Stadt Hannover verkündet den Bebauungsplan 1708 in der Online-Ausgabe ihres Amtsblattes.

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26.) Mitte Dezember 2009

Die Region Hannover genehmigt die 202.2. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Hannover. Gegenüber der Presse äußert sich die Region dahingehend, daß mit dieser Entscheidung noch nicht über eine Genehmigung für das Projekt entschieden worden ist und daß die Region "keine Einzelheiten des Impfstoffzentrums geprüft" habe. Mehr dazu im Newsticker No. 37 und in der Pressemitteilung der Region sowie im HAZ-Artikel.

Nach Informationen der HAZ beantragt Boehringer bereits die Genehmigung für den Bau der Anlage. Mehr dazu im HAZ-Artikel.

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25.) 6. November 2009

Die Bürgerinitiative stellt ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten zu den Emissionen und zur Sicherheit der geplanten Schweine-Versuchsanlage vor. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, daß die Anlage 9 Kilometer von einer Wohnbebauung entfernt, keinesfalls jedoch an dem vorgesehenen Standort innerhalb des Stadtgebiets errrichtet werden darf. Hier die Essentials. Es gibt auch einen Bericht in der Neuen Presse und in der HAZ.

Die Bürgerinitiative kritisiert, daß das Geruchsgutachten des TÜV nicht auf der maximal zulässigen Belegung des Hochsicherheitsstalles basiert. Der TÜV-Gutachter Thomas Liebig bezeichnet gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung diese Kritik der Bürgerinitiative an seinem Gutachten als "sachlich richtig". Siehe dazu den Artikel in der HAZ.

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24.) 17. September 2009

Der Rat beschließt mit großer Mehrheit den Bebauungsplan 1708 und die 202.1. Änderung des Flächennutzungsplans. Der Rat setzt damit die bauplanungsrechtlichen Rahmenbedingungen für eine zukünftige Erteilung der Anlagengenehmigung. SPD, Grüne, CDU und FDP-Ratsmitglieder stimmten geschlossen für das Boehringer-Projekt. Lediglich die beiden linken Ratsfraktionen sowie die Wählervereinigung "Wir für Hannover" stimmen gegen das Projekt.

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23.) 2. Juli 2009

Tierschützer demonstrieren auf dem Boehringer-Gelände. Eine kleine Zeltstadt wird errichtet. Die Tierschützer üben nach eigenem Bekunden "zivilen Ungehorsam" und stellen sich auf eine längere Belagerung ein. Wesentliche Kritikpunkte des Widerstands spiegeln sich in den beiden Slogans "Massentierhaltung - Boehringer macht's möglich!" und "Lokaler Widerstand-globale Folgen!" wider. Sie haben sich zu dieser Aktion entschlossen, weil die Bürger die Verhinderung der Anlage auf politischem Wege bisher nicht erreicht haben.

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22.) 22. Mai bis 24. Juni 2009

Einwendungsfrist nach § 3 Abs.2 BauGB. Über 1.000 Bürger erheben ihre Einwendungen gegen das Projekt. Sie füllen die Einwendungsformulare aus, die von Mitgliedern der Bürgerinitiative in die umliegenden Haushalte verteilt worden sind und schicken sie an die Stadtverwaltung.

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21.) 13. Mai 2009

Der Bezirksrat hätte in seiner Sitzung am Mittwoch, den 13. Mai 2009 Uhr über einen Antrag der CDU-Ratsfraktion beraten sollen, der die Verbesserung des städtebaulichen Vertrages in Hinblick auf die Sicherheit für die Bürger zum Gegenstand hat. Überraschend zieht die CDU-Fraktion ihren Antrag zurück. Hilde Moennig von der CDU-Bezirksratsfraktion erläutert im Rahmen der Einwohnerfragestunde die Rücknahme so:

Der städtebauliche Vertrag sei am Vortage bereits von Boehringer und der Stadt Hannover unterschrieben und im übrigen letzten Donnerstag im Rat verabschiedet worden. Außerdem sei die Bezugnahme im Antrag auf die Schweinegrippe unsachlich gewesen, zumal das Wort "Schweinegrippe" bereits unzutreffend sei. Zudem seien im Antrag der CDU-Bezirksratsfraktion die Sicherheitsstufen für die humanmedizinische Forschung mit denen für die tiermedizinische Forschung gültigen Sicherheitsstufen vermengt worden.

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20.) 7. Mai 2009

Der Rat der Stadt lehnt am Donnerstag, 7. Mai 2009, 15:00 einen Antrag in Sachen Boehringer ab: Die regionale Wählergemeinschaft WfH beantragte, daß die Stadtverwaltung ein unabhängiges Gutachten zur Sicherheit der Anlage einholen und das Ansiedlungsverfahren solange aussetzen soll. Die Auslegung der Bauleitpläne erfordert nach Ansicht der WfH neben der Auslegung von Geruchs- und Lärmgutachten auch die Auslegung eines Gutachtens zur Anlagensicherheit, da sich der Standort mitten in bewohntem Stadtgebiet nicht für die Ansiedlung Krankheitserreger-emittierender Anlagen eigne. Neu ist, daß sich auch die Linken in Bezug auf die Boehringer-Ansiedlung auf die Seite von SPD/CDU/Grüne und FDP stellen und den Antrag auf ein unabhängiges Gutachten zur Anlagensicherheit sowie auf Aussetzung des Bauleitplanverfahrens ablehnen. Detaillierte Begründung des Antrags: hier.

Bislang zeigt Stadtverwaltung kein Interesse daran, sich gutachterlich über die Sicherheit der Anlage informieren zu lassen. Man ist im Rathaus vielmehr der Meinung, daß Sicherheitsfragen nicht Gegenstand des Bebauungsplan-Verfahrens seien, sondern ausschließlich im daran anschließenden Genehmigungsverfahren vor dem staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Niedersachsen einfließen dürfen.

Die Bürgerinitiative kritisiert diese Rechtsauffassung der Stadtverwaltung, denn dadurch werden die Entscheidungsträger im Rat der Stadt gezwungen, über die Ansiedlung der Versuchsanlage zu entscheiden, ohne zuvor Ausführungen zur Sicherheit der Anlage gehört zu haben. Allgemeine Beteuerungen des Verwaltungs-Chefs der Tierärztlichen Hochschule Hannover Dr. Gerhard Greif, wonach er auf die Sicherheit der Anlage vertraue, reichen dazu nicht aus. Aus dem Umgang mit infizierten Tieren im Hochsicherheitsstall und der Erforschung unbekannter Erreger ergeben sich Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung der Stadt. Daher ist nach Ansicht der Bürgerinitiative ein unabhängiges Gutachten von neutraler Stelle erforderlich.

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19.) 25. März 2009

Der Bezirksrat Kirchrode / Bemerode / Wülferode stimmt auf der Sondersitzung am 25. März 2009 dem geplanten Bebauungsplan 1708 sowie dem von der Stadt mit der Fa. Boehringer ausgehandelten städtebaulichen Vertrag zu. Es werden auch mehrere Zusatzanträge beschlossen, die insbesondere von Regine Kramarek von der Grünen Bezirksratsfraktion eingebracht worden sind. Die SPD-Bezirksratsfraktion stimmt allen Zusatzanträgen bis auf einem zu, während CDU und FDP sich ihrer Stimmen enthalten. Beide Fraktionen begründen ihre Enthaltungen damit, daß sie den Zusatzanträgen nicht im Wege stehen wollen. Der Zusatzantrag der Grünen, eine zahlenmäßige Begrenzung der Anzahl der Versuchstiere, die in der Anlage jährlich getötet werden, in den städtebaulichen Vertrag aufzunehmen, kommt nicht durch.

Zusatzantrag Grüne zum städtebaulichen Vertrag (Bis auf Nummer 2 alle Punkte beschlossen bei Enthaltung von CDU und FDP)

Zusatzantrag SPD zum städtebaulichen Vertrag (Alle Punkte beschlossen bei Enthaltung von CDU und FDP)

Zusatzantrag SPD zum Bebauungsplan 1708 (Alle Punkte beschlossen bei Enthaltung von CDU und FDP)

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17.) 19. März 2009

Der Rat der Stadt setzt seine Entscheidung über den sog. "Auslegungsbeschluß" nach § 3 Abs.2 BauGB aus. Der Rat wird die Beratung und den Beschluß der Drucksachen in einer zukünftigen Sitzung vornehmen.

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16.) 18. März 2009 Details Antrag Details Stellungnahme der Stadt

Der Bau-Ausschuß der Stadt Hannover beschließt, von einer Veröffentlichung des städtebaulichen Vertrages mit Boehringer abzusehen. Der Ausschuß folgt damit einer Empfehlung der Stadtverwaltung, wonach eine Veröffentlichung wegen "§ 62 i.V.m. §§ 29 und 30 VwVfG" nicht zulässig sei. Die SPD-Fraktion argumentiert, man würde einen Präzedenzfall schaffen, wenn man dem Wunsch nach Veröffentlichung dieses städtebaulichen Vertrages nachkommen würde. Die FDP fragt den Antragsteller, ob dieser denn seine Gehaltsabrechnung gerne im Internet veröffentlicht sehen möchte.

Pikant: Die Stellungnahme der Stadt mit Hinweis auf die angeführten Paragrafen aus dem Verwaltungsverfahrensgesetz klingt zunächst plausibel, ist jedoch rechtlich fragwürdig. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften, wonach städtebauliche Verträge vertraulich zu behandeln sind. Das Verwaltungsverfahrensgesetz enthält lediglich Vorschriften darüber, wie mit vertraulichen Angelegenheiten zu verfahren ist und unter welchen Voraussetzungen eine Verwaltungsangelegenheit als vertraulich einzustufen ist. Dazu sagt § 30 VwVfG: "Die Beteiligten haben einen Anspruch darauf, daß ihre Geheimnisse, insbesondere ... Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, von der Behörde nicht unbefugt offenbart werden." Der vorliegende städtebauliche Vertrag enthält keine Inhalte, die der Vertraulichkeit bedürfen, insbesondere keine Betriebsgeheimnisse der Fa. Boehringer. Und sofern sich der Vertragspartner der Stadt, die BIVRC GmbH und Co. KG, auf Datenschutz beruft, ist dies heilbar durch eine Einwilligung des Vertragspartners in die Veröffentlichung. Damit fehlt ein vernünftiger Grund auf Seiten der Stadtverwaltung, um den städtebaulichen Vertrag als "vertraulich" einzustufen.

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15.) 11. März 2009

Erneut Bezirksratssitzung im Bemeroder Rathaus. Behandelt werden die Drucksachen 0140, 0137 / 2009. Es geht um die Bauleitpläne und den städtebaulichen Vertrag mit Boehringer.>

Der Bezirksrat nimmt die beiden zu beschließenden Drucksachen von der Tagesordnung. Die zu beratenden Unterlagen seien so komplex, daß eine abschließende Entscheidung noch nicht möglich ist. Zudem ist den Bezirksratsmitgliedern die auf den 26. Februar datierte Patronatserklärung erst fünf Stunden vor der Bezirksratssitzung zugegangen. Deren Inhalt ist aber wichtig für die Beurteilung der Haftungsrisiken für die Fälle, daß aus der Anlage Krankheitserreger entweichen oder die Betreibergesellschaft sich nicht an ihre Verpflichtungen aus dem städtebaulichen Vertrag hält.

In der Folge hat der Bezirksrat die Wahl: Entweder er beraumt innerhalb der nächsten zwei Wochen einen Termin ein und entscheidet dann endgültig über die Drucksachen. Oder er beraumt keinen Termin ein und entscheidet gar nicht.

Aufhalten kann der Bezirksrat die Boehringer-Ansiedlung in keinem Fall. Eine Nicht-Entscheidung oder eine Ablehnung setzt aber ein Zeichen dahingehend, daß die Anlage von Seiten des Bezirksrates unerwünscht ist. Der Bezirksrat berät im nichtöffentlichen Teil der heutigen Sitzung das weitere Vorgehen und entschließt sich, am Mittwoch, den 25. März zur Entscheidung erneut zusammentreten.

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14.) 11. Februar 2009 Details

Der Bezirksrat Kirchrode / Bemerode / Wülferode befaßt sich mit den aktuellen Drucksachen.

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13.) 4. Februar 2009

Der Bezirksrat Misburg-Anderten soll über die Beschlußdrucksachen entscheiden. Die CDU-Mitglieder im Bezirksrat sehen erneuten Beratungsbedarf und ziehen die Anträge zur Beratung in ihre Fraktion. Dies hat zur Folge, daß erst auf der nächsten Sitzung in einem Monat über die Anträge entschieden werden kann. Ein Bezirksrat kann das Verwaltungsverfahren durch die Verweigerung seiner Zustimmung allerdings nicht endgültig zu Fall bringen. Er kann aber ein Zeichen setzen und mit einer Ablehnung zum Nachdenken anregen.

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12.) Ende Januar 2009 Details-Drucksachen Details-städtebaulicher Vertrag

Die Stadtverwaltung veröffentlicht die drei neuen Drucksachen, die den nächsten Schritt im Bauleitplanverfahren einleiten: Die erneute Beratung in den Gremien der Stadt und die erneute Bürgerbeteiligung (Nochmalige einmonatige Auslegung der leicht veränderten Bauleitplan-Entwürfe im Frühjahr 2009). In die Bauleitplanentwürfe wurden gewisse Änderungen eingebracht. Die Einwendungen, die die Bürger im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung im letzten Herbst erhoben haben, wurden jedoch nur in Randbereichen berücksichtigt. Dies geht aus dem Bericht hervor, den die Verwaltung über die eingegangenen Einwendungen angefertigt hat und der Teil der o.g. Drucksachen ist.

Die Stadtverwaltung hat in der Zwischenzeit auch einen städtebaulichen Vertrag und eine Patronatserklärung mit Boehringer ausgehandelt. Beides ist eigentlich Gegenstand der Beratungen in den involvierten Bezirksräten, dem Stadtrat und dem letztlich über diese Vereinbarungen endgültig beschließenden Verwaltungsausschuß. Die Stadtverwaltung beabsichtigt jedoch, die Rats- und Bezirksratsmitglieder und sogar die Mitglieder des Verwaltungsausschusses lediglich mit einer Zusammenfassung der beiden Vereinbarungen zu versorgen! Diese sogenannten "essentials" sind den aktuellen Drucksachen beigefügt. Der Wortlaut von städtebaulichem Vertrag und Patronatserklärung soll den beratenden Gremien nicht zugänglich gemacht werden! Und der Öffentlichkeit erst recht nicht. Die Stadt begründet dies damit, daß der Vertragspartner, die Fa. Boehringer, ein Geheimhaltungsinteresse an dem Inhalt der Vereinbarungen habe! Die Bürgerinitiative fordert die Veröffentlichung des städtebaulichen Vertrages und der Patronatserklärung, weil Betriebsgeheimnisse der Fa. Boehringer schon ihrer Natur nach nicht Gegenstand dieser Vereinbarungen sein können und somit kein Grund für die Geheimhaltung besteht. Die Wirksamkeit und Tragweite solcher Vereinbarungen hängt allein von ihrem genauen Wortlaut ab. Ihr Inhalt ist von entscheidender Bedeutung für die Risikominimierung beim Betrieb der Schweine-Versuchsanlage.

Das WfH-Ratsmitglied Jens Böning beantragt Einsichtnahme bei der Stadtverwaltung. Die Stadtverwaltung sagt daraufhin, sie wolle sich zunächst um die Zustimmung der Fa. Boehringer bemühen, damit allen Ratsmitgliedern Einsicht gewährt werden kann. Schließlich müsse die Fa. Boehringer als Vertragspartner einverstanden sein.

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11.) 24. September 2008 Details

Die einmonatige Einwendungsfrist, die am 24. August 2008 im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung begonnen hatte, endet an diesem Tag um 24 Uhr. Und am Abend des 24 September 2008 findet die dritte Informationsveranstaltung der Fa. Boehringer statt. Sie dreht sich um die Vorstellung der drei Pflichtgutachten, die die Stadt Hannover auf Kosten der Fa. Boehringer im Rahmen des Verfahrens beizubringen hatte. Es handelt sich um je ein Gutachten bezüglich den Lärm- und Geruchsemissionen sowie dem Naturschutz. Die Gutachten werden von den drei Gutachtern vorgestellt. Pikant ist, daß die Bürger wegen des Ablaufs der Einwendungsfrist am heutigen Abend keine Möglichkeit mehr haben, die durch die Gutachten vermittelten neuen Erkenntnisse und Kritikpunkte zum Gegenstand ihrer Einwendungen zu machen. Die Gutachten bestätigen die bisherigen Ahnungen der Bürgerinitiative: Die Anlage lärmt und stinkt. Allerdings im Rahmen der erlaubten Grenzwerte, sog. Irrelevanzgrenze. Insbesondere die Vorstellung des Geruchsgutachtens stellt klar: Es ist zu erwarten, daß die Anlage im direkten Umfeld also in den Kleingärten und beim südlich gelegenen Grundstücksnachbar, der Wohnstätte der Lebenshilfe gGmbH, an bis zu 5% der Jahresstunden wahrnehmbar riechen wird. Umgerechnet bedeutet das, daß es dort erwartungsgemäß im Durchschnitt alle zwei Tage bis zu einer Stunde lang riechen wird. Im östlich gelegenen Wohngebiet von Kirchrode müsse man sich sehr anstrengen, wenn man etwas riechen will, sagte der Gutachter. Laut Gutachten ist dort an weniger als 1% der Jahresstunden mit Geruch zu rechnen. Das bedeutet im Durchschnitt: Alle vier Tage bis zu eine Stunde Geruch nach Schwein im Wohngebiet. Diese Werte, die das Gutachten ermittelt hat, liegen damit deutlich unter dem für ein reines Wohngebiet in Hannover geltenden Grenzwert von 10% der Jahresstunden.

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10.) 14. September 2008 und 15. November 2008 Details

Die von den Gemeindemitgliedern erzwungene Gemeindeversammlung findet statt. Da die Punkte nicht alle an einem Termin behandelt werden können, vertagt sich die Versammlung. Der Gemeindevorstand steht Rede und Antwort. Er verteidigt die Verkaufsentscheidung. Das betragsmäßig höhere Kaufangebot aus den Reihen der Gemeindemitglieder sei unberücksichtigt geblieben, weil es zwar vor dem Verkauf am 11. September, aber erst nach dem Verkaufsbeschluß im Juli eintraf. Zudem habe die Kirche sowieso nur an Boehringer verkaufen können, weil Gemeindegrundstücke nur verkauft werden dürften, wenn ein öffentliches Interesse daran besteht. Dieses Interesse lag in Gestalt der von der Stadt gewünschten Änderung der Bauleitplanung zugunsten des Boehringer-Projektes vor.

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9.) 11. September 2008 Details

Der Gemeindevorstand setzt seinen Verkaufsbeschluß vom Juli um - drei Tage vor der Gemeindeversammlung, die über den Verkauf beschließen sollte! Er verkauft das Grundstück notariell und damit verbindlich, ohne sich ein Rücktrittsrecht einräumen zu lassen. Dadurch setzt sich der Kirchenvorstand scharfer Kritik aus den Reihen der Gemeinde aus. Der Kirchenvorstand sieht sich sogar Rücktrittsforderungen ausgesetzt.

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8.) Anfang Juli 2008 Details

Der Gemeindevorstand der evangelischen Jakobi-Kirchengemeinde beschließt den Verkauf eines gemeindeeigenen Grundstücks an die Fa. Boehringer. Dieser Beschluß fällt überraschend, da kritische Gemeindemitglieder den Kirchenvorstand schon Wochen zuvor aufgefordert haben, eine Gemeindeversammlung einzuberufen, damit die Entscheidung auf eine breitetere Basis gestellt wird.

Im Falle des Verkaufs erhält die Gemeinde gemäß geltendem Kirchenrecht nur 10 % des Erlöses. Der Rest kommt der evangelischen Landeskirche Hannover zugute. Die Gemeinde beabsichtigt, von ihrem Anteil am Erlös ein Grundstück zu kaufen.

So kam es zu diesem Beschluß: Bereits im März 2008 sind Bestrebungen der Fa. Boehringer bekannt geworden sind, für den Betrieb der Anlage zusätzlich ein ca. 6.000 m² großes Grundstück der evangelischen Jakobi-Kirchengemeinde zu erwerben. Die der Ansiedlung kritisch gegenüberstehenden Gemeindemitglieder appellierten an den Kirchenvorstand, sich schützend vor die Menschen zu stellen und das Grundstück nicht an Boehringer zu verkaufen. Dann wurde bekannt, daß der Gemeindevorstand ernsthaft den Verkauf der bisher an zahlreiche Kleingärtner verpachteten Immobilie in Erwägung zieht. Gemeindemitglieder sammelten daraufhin 120 Unterschriften, um nach geltendem Kirchenrecht ordnungsgemäß eine Gemeindeversammlung zum Thema des Verkaufs zu erzwingen. Diese Versammlung sollte nach Ansicht der Gemeindemitglieder darüber entscheiden, ob das Grundstück verkauft werden solle. Darüber setzte sich der Gemeindevorstand hinweg mit der Begründung, die Sache sei entscheidungsreif und zuständig sei sowieso der Gemeindevorstand und nicht die Gemeindeversammlung. Außerdem würde das gemeindeeigene Grundstück nahezu unverkäuflich und damit wertlos, wenn nebenan die Schweine-Versuchsanlage errichtet werde.

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7.) 29. Mai 2008

Boehringers zweite Info-Veranstaltung im Stephansstift. Das Publikum verfolgte den Auftritt eines hannoverschen Feuerwehrmannes. Fast comedy-reif äußerte er sich dahingehend, die Anlage sei unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit hier in der Stadt besser aufgehoben als auf dem Land. Die Feuerwehr benötige auf dem Land im Durchschnitt 20 Minuten, um zum Einsatzort zu gelangen. Hier in der Stadt könne die Feuerwehr bereits nach 6 Minuten am Einsatzort sein.

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6.) 24. April 2008 Details

Die Grünen veranstalten ein Hearing im Stadtteilzentrum KroKus. Auf dem Podium sitzen neben zwei Politikern der Grünen zwei Vertreter von HochTief, zwei Vertreter mit Bezug zur Landwirtschaft, eine Studentin der TiHo sowie der Chef der Tierschutzorganisation PETA. Allein PETA-Chef Edmund Haferbeck äußert sich kritisch zur Anlage und äußert tierethische Bedenken wegen der Massenquälerei der Schweine. Zudem hält er die Anlage für überflüssig und verweist dazu auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden. Die Grünen betrachten die Anlage als Beitrag zum Tierschutz, da nachfolgende Generationen von Mastschweinen den geopferten Tieren dankbar sein würden, daß sie bei der (Anmerkung: idR. 6 Monate dauernden) Haltung im Mastbetrieb Gesund bleiben. Grüne und Vertreter der Landwirtschaft weisen darauf hin, daß die Forschung in erster Linie den ökologischen Landwirten nutze, da sie zur Bekämpfung von Krankheiten keine Antibiotika einsetzen dürfen. Somit bliebe nur der Weg der vorbeugenden Impfung, um alle Tiere als Biofleisch vermarkten und so wirtschaftlichen Einbußen begegnen zu können. Auf Nachfrage erklärte ein Vertreter der Fa. Boehringer, daß die durch diese Anlage erforschten und produzierten Impfstoffe zu 95 % in die Massentierhaltung fließen, da der ökologische Landbau nur 5 % Marktanteil habe. Ein HochTief-Vertreter stellte klar, daß seine Firma an der Errichtung einer geplanten Wohnsiedlung mit Einfamilienhaus- und Eigentumswohnungsbebauung auch dann noch festhalten werde, wenn in rund 200 m Entfernung die Versuchsanlage der Fa. Boehringer errichtet werden würde. In einem Nebensatz erwähnte der ebenfalls anwesende Forschungsleiter der Fa. Boehringer - Randolph Seidler, daß der für Versuche der Sicherheitsstufe 3 konzipierte und mit Unterdruck betriebene Hochsicherheitsstall über eine Dusch-Schleuse im Eingangsbereich betreten werden müsse. Dies ist ein brisantes Detail, da Dusch-Schleuse und Betrieb mit Unterdruck die beiden wesentlichen Charakteristika für Ställe der für Menschen besonders gefährlichen biologischen Sicherheitsstufe 4 sind.

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5.) 2. April 2008 Details>

Die erste Info-Veranstaltung der Fa. Boehringer findet an diesem Abend in einem Hörsaal der TiHo statt. Der Saal ist brechend voll. Die Besucher nehmen sogar in den Gängen zwischen der Bestuhlung Platz. Die Angaben über die Besucherzahlen, die in den darauffolgenden Zeitungsmeldungen erscheinen, schwanken zwischen 600 und 800 Zuhörern. Nachdem im Vorfeld der Info-Veranstaltung bekannt geworden ist, daß eine technische Panne die Verteilung der Info-Briefe der Fa. Boehringer beeinträchtigt hatte, verteilten Mitglieder der Bürgerinitiative in Kirchrode flächendeckend eine Kurzinfo mit der Angabe des Veranstaltungstermins und des Veranstaltungsorts. Die Anwesenden wurden immer unruhiger. Die drängende Frage, "wieso in einem Wohngebiet?", wurde nicht zufriedenstellend von der Fa. Boehringer beantwortet.

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4.) 13. März 2008

Interessierte Bürger schließen sich zu einer Bürgerinitiative zusammen.

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3.) Februar 2008

Klaus Neudahm von der hannoverschen Wählergemeinschaft WfH wird auf die Ansiedlung aufmerksam. Während seines Urlaubes auf Kuba recherchiert er das tatsächliche Ausmaß der Ansiedlung, die Gefährlichkeit der Krankheitserreger, die technischen Probleme und das mit dem Betrieb der Anlage einhergehende Störfallrisiko. Ihm wird die Gefahr für die Gesundheit der Bewohner Hannovers bewußt, die der Standort mitten in der Stadt in ringsherum bewohntem Gebiet darstellt.

Klaus Neudahm setzt Journalisten von seinen Recherchen in Kenntnis und tritt an die Öffentlichkeit.

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2.) 12. Oktober 2007 Details

Die Standortentscheidung für Hannover wird gemeinsam verkündet von dem Manager der Fa. Boehringer (Ulrich Pitkamin), dem niedersächsischen CDU-Spitzenpolitiker und Ministerpräsidenten Christian Wulff sowie dem SPD-Spitzenpolitiker und Oberbürgermeister von Hannover Stephan Weil. In der an diesem Tage ausgegebenen Pressemitteilung ist nur von einem Labor für die Impfstoffforschung die Rede, aber nicht von Tierhaltungseinrichtungen mit Platz für bis zu 1.000 infizierte Schweine: "Hier werden bis 2011 eine Forschungseinrichtung mit dem Schwerpunkt Schweineimpfstoffe und ein Verwaltungsgebäude gebaut. "

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1.) Juli 2007

TiHo-Chef Dr. Greif ruft bei Boehringer an und schlägt das Grundstück der ehemaligen Kolonie "Sommerlust" als Standort für die in Tübingen gescheiterte Schweine-Versuchsanlage vor.