Info-Veranstaltung der Fa. Boehringer vom 24. September 2008

- Gutachten über Lärm- und Geruchsentwicklung sowie Naturschutzaspekte –

Autor: Volker Klawon

Druckbare Fassung als DOC-Datei: hier ... und als PDF-Datei: hier.

Die vorliegende Zusammenfassung gibt die Aussagen der Personen nicht wortwörtlich, sondern inhaltlich wieder. In Hinblick auf die Inhalte erhebt diese Zusammenfassung nicht den Anspruch, vollständig zu sein, weil mir beim Mitschreiben einige Dinge – im Volumen ca. 20 % - entgangen sind. Die vorliegende Zusammenfassung faßt die Aussagen der einzelnen Personen in „Ich-Form“ zusammen, wie es auch in Zeitungsartikeln üblich ist. Es liest sich dadurch leichter, als wenn jeder Satz eingeleitet werden müßte mit „ ... Herr XY sagte, daß ...“.

Es existiert ein Tondokument als mp3-Datei. Diese Zusammenfassung ist im Vergleich zum Tondokument kürzer. Es ist aus Gründen der Fairness ausdrücklich erwünscht, daß die in dieser Zusammenfassung erwähnten Personen per email Ergänzungen oder Richtigstellungen abgeben können. Diese Richtigstellungen werden kenntlich gemacht und es bleibt die ursprüngliche Version auf dieser website für jeden einsehbar. Auch jeder Dritte hat die Möglichkeit, Richtigstellungen an Aussagen fremder Personen oder Richtigstellungen zu anderen Richtigstellungen vorzuschlagen.

Hinweis: Um die detailreichen Angaben aus den Vorträgen der Gutachter zu erfahren, müssen Sie die Präsentationsunterlagen der Info-Veranstaltung vom 24.9.2008 einsehen. Diese finden Sie auf der Hannover-website der Firma Boehringer als pdf-Datei zum herunterladen. Diese Zusammenfassung kann diese Details nicht darstellen; sie versucht nur wiederzugeben, was die Gutachter Grundsätzliches oder Ergänzendes gesagt haben.

Ruth Hammerbacher moderiert die Veranstaltung. Sie stellt Friedolin-Franz Nöker als neuen Projektleiter vor. Grund für die Ablösung von Marcus Conradt ist, daß ab jetzt ein Projektleiter mit technischem Hintergrund benötigt wird.

Friedolin Nöker: 40 Mio Euro sind auch für die Fa. Boehringer nicht wenig Geld. Es handelt sich auch für uns um ein Großprojekt. Als neuer Projektleiter wird jemand gebraucht, der so etwas nicht zum ersten Mal macht und auf gleicher Höhe mit den am Bau Beteiligten sprechen kann. Ich bin Ingenieur. Das Wollen und Können ist entscheidend. Ich persönlich will das Projekt hier in Hannover. Ich will hier die Zukunft mitgestalten und mich nicht von ihr überrollen lassen. Wir wollen hier einen Standort aufbauen. Mein Ziel ist, hier in Hannover langfristig zu wirken. Das, denke ich, ist das beste für uns alle und für die Tiergesundheit.

Ruth Hammerbacher stellt die anwesenden Ansprechpartner (Vertreter der Fa. Boehringer, des Gewerbeaufsichtsamtes, der Stadt Hannover sowie die drei Gutachter der Bereiche Lärm, Geruch und Natur) vor. Frau Hammerbacher fragt das Auditorium, ob Einwände gegen einen Tonmitschnitt seitens der Bürgerinitiative bestehen. Niemand hat etwas gegen das Mitschneiden. Von der Veranstaltung wird seitens Ruth Hammerbacher ein Protokoll angefertigt, das die Interessierten wie gewohnt erhalten.

Friedolin Nöker: Zur Umsetzung des geplanten Projekts wurde eine Firma gegründet. Das ist ein normaler Vorgang. (Herr Nöker zeigt ein Schaubild, das die Struktur des vet-medical-Bereichs von Boehringer-Ingelheim veranschaulicht) Für die Firmengründung gibt es drei Gründe: 1. die Konzernstruktur. 2. die Trennung der Aktivitäten Human- und Tiergesundheit. 3. die Trennung der Aktivitäten innerhalb des Bereiches der Tiergesundheit. Gut: Wir in Hannover sind dadurch handlungsfähig. Die Firma heißt „BIVRC GmbH und Co. KG“. Die Aussage „Jetzt sind da nur noch 25.000 Euro Einlage und wenn etwas passiert, ist die Einlage weg“ ist falsch! Eine unwahre Aussage! Lassen Sie sich nicht davon verunsichern.

Herr Nöker zum aktuellen Planungsstand: Jetzt sind wir in der Entwurfsplanung; die macht ein Generalunternehmer aus München. (Herr Nöker weist auf das Verfahren der Bauleitplanung und auf die Tätigkeit der Stadt hin sowie auf die öffentliche Auslegung der Bauleitplanänderung in Mai/Juni 2009. Der die Bauleitplanung besiegelnde Satzungsbeschluß des Stadtrates wird im vierten Quartal 2009 erwartet) Im 4. Quartal 2009 liegt dann auch die Baugenehmigung vor. Der Generalunternehmer kümmert sich darum. Die Ausführungsplanung wird vom 1. Quartal 2009 bis zum 2. Quartal 2010 erfolgen. Dann wissen wir, wie das Lüftungssystem funktioniert und wie der Brandschutz geht. Die Bauausführung wird im 2. Quartal 2001 abgeschlossen sein.

Herr Nöker im Hinblick auf die Gutachten: Nach der Einschätzung der Gutachter wird sich nichts Wesentliches mehr ändern, sondern nur verfeinert. Wir haben der Stadt zwei Gutachter vorgeschlagen, die in der Landwirtschaft Erfahrung haben und die aus der Gegend um Hannover kommen. Dies haben wir mit der Stadt so abgesprochen. Die Gutachter selbst stellen die Gutachten heute vor. Ich bin kein Schall- und Geruchsexperte, habe aber in den letzten Wochen viel darüber gelernt. Die Bürgerinitiative war in die Auswahl der Gutachter nicht einbezogen worden. Wir haben recherchiert, Angebote eingeholt und Konsens mit den Behörden hinbekommen. Herr Gnädig von der Stadt Hannover ergänzt: Die Schall- und Geruchsgutachter sind nach Rücksprache mit uns ausgewählt worden. Den Naturschutz-Gutachter hat allein die Stadt ausgewählt. Friedolin Nöker: Gegenstand der Gutachten ist die geplante letzte Ausbaustufe. Es handelt sich daher um Endgutachten.

Auf die Frage „wie können Sie so sicher sein, daß die Bauleitpläne zu Ihren Gunsten geändert werden?“ erklärte Herr Nöker: Wer hohe Türme bauen will, muß lange am Fundament verweilen. Wir sind zuversichtlich, daß die Bauleitpläne geändert werden. Auf eine klarstellende Frage zur Gutachter-Beauftragung sagte Herr Nöker: Die Gutachter sind von uns vorgeschlagen und vom Rat ausgewählt worden. Herr Mönninghoff ergänzte: Sie sind einvernehmlich von der Stadt ausgewählt worden.

Auf eine Frage zu der in den Medien verkündeten Einigung von Boehringer mit der Lebenshilfe sagte Herr Nöker: Falsch ist, daß wir mit der Lebenshilfe uneinig waren. Wir sprachen schon früh mit der Lebenshilfe. Es braucht keine Einigung, wenn man einander zuhört und aufeinander eingeht. Wir müssen bei so einem Projekt nicht mit Paragraphen arbeiten.

Herr Nöker zur heutigen Veranstaltung: Das Ziel heute ist, daß Sie (das Publikum) nicht den Eindruck haben, daß wir Sie linken wollen, sondern daß Sie sehen, was wir hier wirklich wollen.

Geruchsgutachten

Gutachter Thomas Liebig (Geruchsgutachten): Wir untersuchten die Emission von Feinstaub und Ammoniak, weil die in der Landwirtschaft üblich sind. Zunächst eine kurze Einführung in die Geruchsmessung: Die Beurteilung von Gerüchen geschieht nach vorgegebenen Regeln durch die Nasen von Probanden. Die Häufigkeit eines Geruchs ist maßgebend. Kriterien wie „wie stark“ und „wonach“ oder „angenehm/unangenehm“ werden nur am Rande betrachtet. Eine neue, in Niedersachsen noch nicht gültige Richtlinie wurde nicht angewendet; das Gutachten würde dann noch günstiger für die Anlage ausfallen. Maßgebend in Niedersachsen ist die GIRL von 1996. In einem reinen Wohngebiet dürfen an höchstens 10 % der Jahresstunden Gerüche aus der geplanten Anlage auftreten. Umgerechnet auf Stunden bedeutet dies, daß es an 876 von den 8760 Stunden, die ein Jahr hat, stinken darf. Das sind die zulässigen Werte für ein reines Wohngebiet hier in Niedersachsen. Diese Höchstgrenze bezieht sich nur auf Gerüche, die der Anlage selbst entweichen und gilt nicht für fremde Emittenten.

Maßgebend ist die Geruchsstoffkonzentration. Das ist die Verdünnung von geruchsbelasteter mit unbelasteter Luft, die nötig ist, damit der Geruch nicht wahrnehmbar ist. Wir brauchen die Emissionen der Anlage, um zu berechnen wie die Anlage riecht. Meteorologische Daten sind nötig, diesbezüglich arbeiteten wir mit die Zeitreihe von Hannover aus 1993. Die häufigste Wetterlage ist West / Südwest; eine typische Schönwetterlage ist Ost / Südost-Wind. Bald wird es wohl eine aktuelle Zeitreihe geben; es wird aber nur geringfügige Abweichungen geben. Dies basiert auf meiner Erfahrung aus den früheren Jahren.

Mangels vergleichbarer Anlagen basiert dieses Gutachten auf Erfahrungen bezüglich der Geruchsemissionen von Schlachthöfen. Die vorliegende Anlage unterscheidet sich in einigen Punkten von den Ställen in Schlachthöfen. Emissionsquellen in normalen Maststallungen sind Spaltenböden, Stallwände, Güllelager und die Tierkörper. Der ganze Bereich ist verschmutzt mit Fäkalien. Durch das bakterielle Geschehen in der Gülle werden Geruchstoffe freigesetzt. Bei Boehringer wird’s anders aussehen: Kein Spaltenboden sondern geschlossene Spezialkeramik, abwaschbare Wände, kein Güllelager. Die Tiere sind sauber. Die Temperatur wird konstant gehalten. So einen Stall gibt es in der Praxis nicht. Gut vergleichbar sind Ställe in Schlachthöfen. Wegen des glatten Bodens und der täglichen Reinigung der Ställe. Bei Boehringer werden die Stallwände täglich gereinigt. (Herr Liebig stellt konkrete Zahlen vor, vgl. an dieser Stelle die Präsentationsunterlagen zu dieser Veranstaltung.) Bezüglich der zu errichtenden Rinderställe haben wir einen anderen Ansatzpunkt gewählt: sie verteilen ihren Kot dorthin, wo sie stehen. Schweine hingegen suchen sich einen Platz zum Koten. Bezüglich der Rinderhaltung haben wir die Zahlen aus der Landwirtschaft gewählt. Folgende Ergebnisse haben wir bekommen: Das Emissionsmaximum tritt bei den Kleingärten auf: An 5 % der Jahresstunden ist in den angrenzenden Kleingartenkolonien mit Gerüchen zu rechnen. Bei der Behindertenwohnstätte der Lebenshilfe gGmbH werden an 2-3 % der Jahresstunden Gerüche auftreten. In Kirchrode sind an weniger als ein Prozent der Jahresstunden wahrnehmbare Gerüche zu erwarten. Dieses Ergebnis liegt deutlich unter dem Irrelevanzkriterium von 10 % der Jahresstunden. Wind weht an 35 % der Jahresstunden, so daß der Geruch nach Kirchrode ziehen könnte. In den Nachtstunden sowie morgens und abends wird es ungünstiger sein als tagsüber. Die Beurteilung von Feinstaub macht keinen Sinn. Die Filter haben Garantiewerte von unter einem Mikrogramm; erlaubt sind in Hannover 20-30 Mikrogramm. Die Luft verläßt die Anlage sauberer (mit weniger Feinstaub) als sie hineingekommen ist. Wir verwendeten für die Geruchsbewertung das hier anzuwendende Modell Austal 2000. (Zusammenfassung: siehe Präsentationsunterlagen)

Frage: Sie haben für Ihre Prognose Zahlen von Schlachthöfen mit den Angaben von Boehringer verglichen? Es liegen keine Erfahrung mit solchen Anlagen vor?

Frage: Wie viele Lastkraftwagen befahren und verlassen das Labor und wie sind sie befüllt und wie sicher sind die?

Frage: Sie betrachten nur den Belastungsfall „Normalbetrieb“. Was ist mit Störfällen?

Frage: Die Feinstaubbelastung durch die Anlage ist also kleiner als die Feinstaubbelastung Hannovers. Wie groß ist die Belastung des Feinstaubes mit Viren und Bakterien?

Herr Liebig: Die Belastung mit Viren habe ich nicht untersucht; sie gehörte nicht zu meinem Auftrag. Wie das gemacht wird, kann ich nicht sagen. Für solche Berechnungen bin ich nicht qualifiziert. Wir betrachten niemals Unglücksfälle – da hat man andere Sorgen als daß es riecht. Und es ist weit hergeholt. LKW werden bei Schlachthöfen jedenfalls betrachtet. Hier ist es so: Der LKW-Verkehr ist gering. Die LKW fahren zum Be- und Entladen in eine geschlossene Halle. Uninteressant für diese Begutachtung. Wir betrachten nur Ammoniak, Geruch und Feinstaub. Nur das ist im Gutachten drin. Der Rinderstall hat eine ähnliche Größe wie der Schweinestall und ist Teil der zweiten Ausbaustufe. Er wird mit 60 Rindern à 800 kg belegt. Zur ersten Frage: Ich habe keine vergleichbare Anlage.

Frage: Haben Sie eine Sensitivitätsanalyse (Alternativberechnungen mit geringfügig veränderten Eingangsdaten) gemacht?

Frage: Ich wohne 1.000 m entfernt und habe verstanden, daß es vorwiegend in Kirchrode stinken wird. Wie viel stinkt es mehr als bisher? Bisher stinkt es gar nicht. Stinkt es zwanzigmal mehr oder dreißigmal mehr als bisher?

Frage: Warum haben Sie Schlachthöfe als Referenz genommen? Man hält doch bewußt Schlachthöfe aus der Stadt heraus.

Frage: Haben Sie kleinklimatische Geruchsströmungen berücksichtigt?

Frage: Ich vermute, Sie haben es sich zu leicht gemacht mit der Windhäufigkeit. Sie haben die Windverhältnisse auf dem Flughafen Langenhagen herangezogen. Flughäfe und Städte haben aber völlig verschiedene Strömungsverhalten. Das bleibt unberücksichtigt.

Herr Liebig: Bei den Kleingärten haben wir eine Geruchsbelastung in Höhe von 5 % der Jahresstunden. Was passiert, wenn sich grundlegende Angaben ändern, habe ich nicht berechnet. Natürlich kann man das ausrechnen. Das sehe ich aber nicht als Aufgabe meines Gutachtens an. Zum Geruch in Kirchrode: Fünf mal Null ist auch Null. In Kirchrode muß man sich gewaltig anstrengen, wenn man es wahrnehmen will. Zu finden ist das nicht mehr. Praktisch kann man also sagen: Es riecht dort nicht. Zum Schlachthof als Vergleichsobjekt: Da gehen viele Tiere durch. Bei großen Durchsätzen ist die Geruchsbildung größer. Hier bei Boehringer ist das nicht so: Das ist nicht vergleichbar. Insofern ist der Vergleich schwierig.

Zu den kleinklimatischen Einflüssen: Wir müßten nachweisen, daß kleinklimatisches Geschehen da ist. Unser Modell kann es nicht berücksichtigen. Ich habe nie gehört, daß man Luftströmungen durch Bahndämme oder Schnellwege einbezogen hat. Aus meiner Sicht gibt es derzeit keinen Ansatz, diese kleinklimatischen Bedingungen zu berücksichtigen. Zu Langenhagen als Vergleichsort: Man nimmt den Standort, der in der Nähe ist. Im Umfeld gibt es keine Alternative dafür. Es würde mich sehr überraschen, wenn es andere Ergebnisse geben würde.

Frage: Entsprechend Murphys Gesetz passiert das, was passieren kann. Vor zwei Monaten flog ein Heißluftballon auf mein Haus zu. Er kam aus einer völlig anderen Richtung als sonst. Wer den gesteuert hat, war machtlos. Ich möchte darum bitten, daß keine Heißluftballone über das Gelände der Fa. Boehringer fliegen.

Frage: Wieviele LKW werden da pro Tag ein- und ausfahren? Herr

Liebig: Ich habe die Feinstaubemission durch LKW nicht berücksichtigt.

Lärmgutachten

Gutachter Thomas Hoppe (Lärmgutachten): Zur Rechtslage: unterschiedliche Geräuschquellen sind nach DIN 1805 getrennt zu begutachten. Getrennt zu begutachten sind auch die Beurteilungszeiträume: Die 16 Stunden tagsüber werden gemittelt. Nachts muß sich die Anlage an ihrem Spitzenpegel messen lassen. Das Forschungszentrum fällt im weitesten Sinne in den Anwendungsbereich der DIN 1805. Im Bebauungsplan ist der Schutzanspruch des Bürgers enthalten. Im hier vorliegenden Wohngebiet 55 dB tagsüber, 40 dB nachts. Bei den Kleingärten gilt tagsüber wie nachts ein Grenzwert von 55 dB. Die Geräuschvorbelastung durch andere Geräuschquellen im Gebiet können wir nicht in Ansatz bringen – weder begünstigend noch benachteiligend.

Geräuschquellen dieser Anlage sind PKW-Verkehr, der Parkplatz, die Anfahrt, das Be- und Endladen, die Abluftanlage und die Energiezentrale. Die Frage ist nicht, ob der Richtwert eingehalten wird, sondern ob man es hören kann. Relevanzgrenzen: Wird der Richtwert um 6 dB überschritten, so ist dies nicht relevant. Nachts sind in Kirchrode unter 36 dB zu erwarten, bei der Lebenshilfe 38-40 dB. Fazit: Ich als Gutachter kann keine schalltechnischen Bedenken erblicken. Und Fremdgeräusche von der Bahn, vom Schnellweg und von den Straßen überdecken die Geräusche der Anlage. Das Zuschlagen von LKW-Türen könnte man heraushören. Übrigens liegt typisches nächtliches Stadtrauschen bei 40-45 dB. Das ist das, was Sie hören, wenn Sie das Fenster aufmachen.

Frage: Ist es richtig, daß es für alle lauter wird durch die Anlage?

Frage: Welche Geräuschquellen haben Sie als dominant eingestuft?

Frage: Sie reden von db (A). 6 dB verdoppeln den Schallpegel.

Herr Hoppe: 3dB(A) ist eine Verdoppelung. A ist eine bestimmte Kurve. Es rauscht auch in Kirchrode. Ganz ruhige Wohngebiete liegen bei 40 dB(A). Im Asplundweg liegt das Rauschen mit 35 dB sehr niedrig. Aber die 25 dB, die durch die Anlage entstehen, werden davon deutlich überlagert. Akustische Schwerpunkte sind die Energiezentrale sowie die Futtermittel- und Tieranlieferung. Emissionswerte: 80 dB(A) haben wir berechnet. Für die Abluftanlage haben wir 5 % Zuschlag gemacht. Energiezentrale: 75 dB(A).

Frage: Die Anlage emittiert 80 dB. Eine hochbelastete Autobahn hat ebenfalls 80 dB. Werden hier autobahnähnliche Zustände herrschen?

Die Geräusche einer Autobahn setzen sich weit fort.

Frage: Welche Ausbaustufen haben Sie berechnet?

Herr Hoppe: Ich habe die volle Ausnutzung des Betriebsgrundstücks zugrundegelegt (Ein Laborgebäude, ein Verwaltungsgebäude, zwei Tierhaltungsanlagen sowie ein Erweiterungsbau). Friedolin Nöker: Mehr Fläche als die dargestellte werden wir nicht bebauen können und wollen. Herr Hoppe: Die Schallemissionen von Boehringer sind Punktschallquellen. Eine Autobahn ist eine Linie mit vielen Schallquellen. Eine Autobahn mit 80 dB(A) ist nicht vergleichbar mit Einzelschallquellen mit jeweils 80 dB(A). Die Windverteilung wird in die Berechnung einbezogen.

Frage: Wo, meinen Sie, wird man die Abluftanlagen noch hören können?

Herr Hoppe: Wenn wir im Nahbereich stehen (Wohnstätte der Lebenshilfe), nehmen wir die Anlage tagsüber nicht mehr wahr, nachts aber als rauschen.

Naturschutzgutachten

Gutachter Herr Seibert (Gutachten der Naturschutzbehörde). Siehe wegen der Detailliertheit der Angaben die Präsentationsunterlagen.

Fragen zu allen Gutachten

Der Vorstellung der Gutachten schließt sich jetzt der folgende Fragenkomplex an:

Frage: Viren sind viel kleiner als die Porengröße der Hepa-Filter, die für die Filterung der Abluft vorgesehen sind.

Peter Mani (Architekt und Experte für Anlagensicherheit): Die Filter haben keine konstante Rückhaltecharakteristik. Die Aussage „Je kleiner die Partikelgröße, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Partikel durch das Filter durchkommen“, ist falsch.

Frage: Wie wird verhindert, daß Ammoniak ins Abwasser gelangt?

Friedolin Nöker: Das Abwasser geht durch die Sterilisationsanlage.

Frage: Wie wird verhindert, daß in der Kanalisation Gerüche entstehen?

Dr. Seidler (Forschungsleiter bei Boehringer): Das Abwasser wird in Edelstahltanks gesammelt und 21 Minuten lang auf 121 Grad Celsius erhitzt. Abgekühlt gelangt es in die Kanalisation. Die Kanalisation ist so gebaut, daß keine Gerüche aus ihr herauskommen können. Marcus Conradt: Ein Schwein wiegt ca. 100 kg. Davon stehen hier 500 Stück. Das ist nicht viel Gülle. 40 Rinder kommen hinzu (Zwischenruf aus dem Publikum: „Vorhin sagte Ihr Kollege 60 Rinder“).

Frage: Wenn Boehringer sagt „eine Immission gibt es nicht“: Heißt das tatsächlich „Keine Immission“ oder heißt das „lediglich zumutbare Immission“?

Friedolin Nöker: Das ist eine schwierige Frage, weil jeder anders beurteilt, was für ihn zumutbar ist. Ich bin überzeugt, daß Sie uns nicht negativ wahrnehmen werden.

Hans Mönninghoff (Umwelt- und Wirtschaftsdezernent der Stadt): Das Gesundheitsamt der Region nimmt als Träger öffentlicher Belange Stellung. Schlachthof-Gestank ist in 500 Meter Entfernung riechbar. Vor zehn Jahren wurde er fast völlig geschlossen. 2011 ist er zu. In den letzten zwölf Monaten bekam ich keinen einzigen Beschwerdebrief mehr dazu. Das Abwasser fließt nicht nach Kirchrode sondern in die andere Richtung. Hier sind nur 500 Einwohnergleichwerte. Das ist mengenmäßig unterhalb der Nachweisgrenze. Die Stadtentwässerung prüft die Geruchssituation.

Friedolin Nöker: Wir werden die Summe, mit der wir versichert sind, nicht nennen. Ich bitte dafür um Verständnis.

Frage: Daß Sie eine Firma in Hannover gründen, ist normal. Aber daß Sie eine GmbH als Komplementär eingeschaltet haben ist etwas, was ich als systematisch betrachten möchte, um nicht haften zu müssen. Sie schotten sich ab.

Friedolin Nöker: Was Sie interessiert, ist Versicherungsrecht.

Frage: Wer hat die Fragen für die Gutachten zusammengestellt?

Friedolin Nöker: Der Brandschutz wird von der Gewerbeaufsicht geprüft. Zu einer Gefährdung durch Zugunglücke gibt es keine Gutachten.

Frage zu Störfällen: Gibt es Revisionszeiten?

Friedolin Nöker: Alle Anlagen, die für die Tierversorgung wichtig sind, sind doppelt. Zur Revision muß die Anlage heruntergefahren werden. Daß beide Systeme ausfallen, ist unwahrscheinlich. Zwischenruf aus dem Publikum: „... Und die unsinkbare Titanic ist auch nicht gesunken!“ Friedolin Nöker: Wir halten die Anlage immer in sicherem Zustand.

Statement aus dem Publikum: Lesen Sie den Roman „Xenesis“ von Beat Glogger. Der Autor bedankte sich bei ihrem Sicherheitsexperten Peter Mani für die Tips rund um das Aushebeln der Sicherheit einer solchen Anlage.

Hans Mönninghoff: Die Änderung der Bauleitpläne bezieht sich auf alle Ausbaustufen. Eine Erweiterung der Gebäude geht ohne Bürgerbeteiligung. Bei aufwendigeren Sachen (z.B. Gentechnikgesetz betreffend) ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Statement aus dem Publikum: „Ich hatte gehofft, daß es auch um die Tiere in der Anlage geht. Ich hoffe, das kommt in einer nächsten Veranstaltung.“ Hans Mönninghoff: Wir reden mit Boehringer. Boehringer das Grundstück zu verkaufen und gleichzeitig zu verpflichten, daß sie dort keine Tierversuche machen, geht nicht. Zwischenfrage: „Die TiHo forscht aber nicht mit Hunderten von Tieren“. Hans Mönninghoff: Das ist ein Grundproblem. Die Fa. Boehringer und die TiHo gaben eine Absichtserklärung ab, daß sie an tierversuchsfreien Methoden forschen werden.

Dr. Seidler: Ich halte Tierversuche für gerechtfertigt. Uns geht es darum, Impfstoffe zu entwickeln, die die Tiere vor Krankheiten schützen. Statement aus dem Publikum: „Das ist Scheiße, was Sie erzählen. Sie machen das nur für die Massentierhaltung, und das ist eine weitere Tierquälerei“.

Frage: Die Fa. Boehringer hat gesagt, daß sie an allen Standorten gute Nachbarschaft pflegt. Ich habe Bekannte in Hamburg. Glauben Sie, daß die Respekt vor Ihnen haben? Die Bürgerinitiative sammelte 5.000 Unterschriften. Das Verhältnis ist total gestört, bevor sie anfangen!

Friedolin Nöker: Zu Hamburg Moorfleet: Wir alle werden das nicht mehr los. Aber wir werden daraus lernen und die Zukunft aktiv mitgestalten und verhindern, daß so etwas wieder passiert. Zwischenruf aus dem Publikum: “Wann lernen Sie?“

Frage: Ich glaube, Boehringer hat gelernt. Ich verstehe nur eins nicht: Es wäre doch viel einfacher, wenn es nicht im Wohngbiet wäre. Das mit der Synergie war ja ein eher fadenscheiniges Argument.

Dr. Seidler: Ich bin Wissenschaftler, Interaktion ist sehr wichtig. In der Nähe der TiHo zu sein, ist sehr wichtig. Direkte persönliche Kontakte sind wichtig. Einwurf aus dem Publikum: „In Tübingen gibt es keine TiHo“. Weiterer Einwurf: „Bei einem Vortrag von Boehringer wurde gesagt, daß es nicht nötig ist, in die Nähe der TiHo zu kommen“.

Ein Zuhörer liest eine Passage aus einem Buch vor, das u.a. die Erkrankungen der Dioxin-Opfer der Fa. Boehringer in Hamburg-Moorfleet beschreibt.

Frage: Sie möchten in die Nähe der TiHo? Wollen Sie mit anderen Hochschulen nicht zusammenarbeiten?

Frage: Wann kann die Bürgerinitiative die Gutachten bekommen?

Hans Mönninghoff: Das Naturschutzgutachten ist öffentlich zugänglich.

Friedolin Nöker: Das Gleiche. Die Gutachten sind jedoch noch nicht final abgeschlossen. Es gibt feste Regeln für die Verteilung. Wir werden entscheiden, wem wir sie geben.

Friedolin Nöker auf eine Frage aus dem Publikum zur Art und Weise der Vorstellung dieser Gutachten: Wir können auf diese Art der Darstellung nicht verzichten. Gutachten sind Fakten und für Laien nicht leicht zu verstehen. Wir meinen es ernst! Wir hoffen, daß es gelungen ist, einen kleinen Schritt aufeinander zuzugehen. Ich bedanke mich bei Ihnen, daß Sie zugehört haben und wünsche Ihnen einen angenehmen nach-Hause-Weg.