Offener Brief des Bürgervereins Kirchrode zur Boehringer-Ansiedlung

Seit die Pläne der Fa. Boehringer zur Ansiedlung einer Forschungseinrichtung in Kirchrode bekannt sind, wird der Vorstand des Bürgervereins von vielen seiner Mitglieder, aber auch von anderen Einwohnern seines Stadtteils aufgefordert, sich gegenüber dem Projekt zu positionieren.

Unsere Satzung besagt u.a., dass der Verein „die Interessen des Stadtteils Kirchrode, und zwar auch aus Sicht wohlverstandenen hannoverschen Gesamtinteresses, zu fördern“ sowie „Anträge und Wünsche der Mitglieder, soweit sie im Allgemeininteresse förderungswürdig sind, zu prüfen und vor den zuständigen Stellen zu vertreten hat“.

In diesem Sinn sieht sich der Vorstand zu einer neutralen Haltung verpflichtet, wie er sie immer einnimmt, wenn sich widerstreitende Interessen nicht durch seine Mitwirkung zusammenführen lassen. Lediglich im Fall der Führung einer Buslinie hat der Vorstand vor Jahren einmal anders verfahren und die Vorschläge einer Gruppe unterstützt, die er für die deutlich größere hielt. Dies hat den Bürgerverein nahezu zu einer Zerreißprobe geführt.

Gerade bei dem so kontrovers diskutierten Projekt Boehringer ist das Allgemeininteresse der Kirchröder für uns tatsächlich nicht definierbar. Denn hier stehen sich zwei nach unserer Einschätzung weitgehend gleichgroße Blöcke gegenüber: Zum Einen diejenigen, die die Ansiedlung im gesamtstädtischen Interesse ohne Wenn und Aber befürworten. Zum anderen die strikten Gegner. Und dazwischen finden sich – ebenfalls ernst zu nehmende – Meinungsbilder von Anhängern vegetarischer Lebenshaltung über die grundsätzliche Ablehnung der Massentierhaltung bis zur Zustimmung zu einem Labor ohne angegliederten Schweinestall.

Auf wessen Seite sich der Bürgerverein auch immer stellte, er stünde bestenfalls auf der Seite einer „gefühlten“, nicht klar ermittelbaren Mehrheit und würde seine eigene Einheit gefährden. Daher bitte ich alle Mitglieder und Bürger herzlich um Verständnis für unsere neutrale Position, auch wenn diese unbefriedigend ist – für Gegner und Befürworter gleichermaßen wie für den Vorstand der quasi dazwischensteht.

Für den Vorstand

Gerhard Schröder-Hohensee, Vorsitzender