Ihre Meinungen zum Thema

Claudia Schäfer: Brief vom Samstag, den 12. Juli 2008 an Pastor Wohlfahrt von der Jakobi-Gemeinde:

Sehr geehrter Herr Wohlfahrt,

der einzige Grund, warum ich mich am Donnerstag aufgrund der Nachricht über den Verkaufsbeschluß des Kirchenvorstandes nicht gemeldet habe, war, dass ich einfach nur fassungslos war. Fassungslos über eine derartige Unverfrorenheit des Vorstandes gegenüber einer Vielzahl von Gemeindemitgliedern.

Wissen Sie eigentlich oder vermuten Sie wenigstens im Mindesten, wie bei vielen Menschen hier vor Ort diese Entscheidung gewirkt hat?

Es hat sich - ohne Übertreibung - eine tiefe Traurigkeit ausgebreitet. Kaum jemand hätte geglaubt, dass sich ein Kirchenvorstand in dieser Weise über die Gefühle  u n d  den Rechtsanspruch der hier lebenden Mitglieder dieser Gemeinde hinwegsetzt.

Eine derartige Ausübung der Macht ist mit der christlichen Lehre nicht vereinbar. Die Veranstaltung im Gemeindesaal am 25.07.08 hat sich nun nachträglich als Farce herausgestellt. Ethik und Moral haben für die weltlichen Vertretern des Glaubens, jedenfalls in dieser Gemeinde, keine Bedeutung.

Alleine schon der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beschlusses, nämlich der erste Ferientag (!), spricht für sich. Viele Kirchröder sind zu diesem Zeitpunkt erfahrungsgemäß schon im Urlaub.

Das Interview mit Herrn P. Stahlmann am folgenden Tag war dann der Höhepunkt des Taktierens seitens der Kirche. U. a. ist die Aussage, dass man mit diesem Beschluss nicht das öffentliche Verfahren der Stadt und damit die Bürgerbeteiligung blockieren wolle, einfach nur unwahr. Die Kirche ist keinesfalls gezwungen, zu diesem Zeitpunkt zu verkaufen.

Auch Ihre Aussage, man habe sich mit der Verkaufsentscheidung nicht für oder gegen Boehringer entschieden, ist selbstverständlich nicht haltbar. Natürlich haben Sie damit den Weg geebnet. Geebnet für Hochsicherheitstrakte in unmittelbarer Nähe unserer Wohnungen und Häuser, potenzielle Gefährdung unserer Gesundheit, Belästigungen durch Lärm und Geruch und nicht zuletzt für das Quälen von vielen Tieren und der Förderung von Massentierhaltung. Der Bürgerinitiative wurde eine Neinsager-Mentalität vorgeworfen. Wie lebt es sich mit einer Jasager-Mentalität zu den angeführten Punkten? 

Haben Sie sich mit der Vergangenheit der Fa. Boehringer beschäftigt? Dann müßten Sie wissen, dass sich dieses Unternehmen durchaus nicht glaubwürdig ist (s. u. a. Hamburg-Moorfleet). Die Unterlagen dazu waren Ihnen zugänglich.

Ich bitte um Weiterleitung dieser Nachricht auch an die übrigen Kirchenvorstandsmitglieder.

Hochachtungsvoll

Claudia Schäfer